Sextener
Dolomiten 16.08.- 20.08.2009
Fast
schon eine Liebeserklärung.
Endlich auf der Schusterplatte!
Intro: Letztes Jahr fiel unsere Sextener-Bergtour
wegen meiner Erkrankung auf der Hinreise nach Misurina leider aus. Die Schusterplatte und der
Toblinger Knoten standen weiterhin auf unserer Wunschliste und
Reinhard und Daniel waren deshalb mit meinem Vorschlag für 2009,
Dreizinnenhütte, sofort einverstanden.
Wir planten bereits früh unseren Wandertermin, 16.08. bis 20.08.
2009 und reservierten uns schon Mitte Juli auf der
Dreizinnenhütte ein Dreibettzimmer. Ältere Semester lieben
etwas Komfort und können problemlos auf
"Schnarcherromantik" im Lager mit 50 Personen
verzichten.
Am Sonntag den 16. August machten wir uns auf den Weg ins
Fischleintal, mein vierter Aufenthalt (1997, 2006, 2007) in den Sextener Dolomiten und auf der
Dreizinnenhütte, ein Bergsteiger-Paradies par excellence.
1) 16.08.09 (Niefern -
Fernpass - Brenner - Sexten - Fischleintal)
Nach fast 500 Kilometern
(Fernpass 300 km, Brenner 400 km) erreichten wir gegen 14.00 Uhr
den bewachten Parkplatz (3 Euro/Tag) im [Fischleintal] beim Dolomitenhof.
Gegen 14.30 Uhr schulterten wir unsere schweren Rucksäcke und
machten uns gegen 14.45 Uhr auf den Weg
zur [Dreizinnenhütte] (Rifugio
Locatelli alle Tre Cime). Zum
Glück war es bewölkt, aber trotzdem sehr warm und gewittrig. Schon nach 20 Minuten erreichten wir die [Talschlusshütte]. Hier ereignete
sich am 12. Oktober 2007 ein gewaltiger [Felssturz]. Von der Spitze
des Einsers brach gegen 8.40
Uhr ein mindestens 60.000 m3 großer Felskeil ab, dies entspricht
6.000 Lastwagenladungen. Die Masse zerbröselte, löste sich fast
vollständig in Staub auf und bedeckte zentimeterdick alles in
der Umgebung.
Jetzt folgte der anstrengende Aufstieg auf dem Weg Nr. 102 durch das wildschöne Altensteintal am Fuß der
Einserkofel- Nordwand südwestlich hinauf zu den zwei oberen
Bödenseen und weiter zur großen Dreizinnenhütte am Toblinger
Riedel; ab Fischleinboden 21/2 - 3 Std., Höhenunterschied 950m.
Unterwegs nieselte es mehrmals erfrischend und kurz nach 17.30
Uhr erreichten wir ausgepumpt das Rifugio Locatelli und bezogen
unser reserviertes, komfortables Dreibettzimmer im ersten Stock
mit direktem Blick auf die Drei Zinnen.
Nach dem Abendessen (natürlich Pasta) gab es "Open air Kino" auf der Terrasse. Trotz Gewittergefahr und Wetterleuchten am Horizont wurde der Film "Rund um die 3 Zinnen" vom Bayerischen Fernsehen aus der Reihe UNTER UNSEREM HIMMEL gezeigt. Sepp, der Senn von der Langen Alpe, war der Vorführer und einer der Protagonisten im Film, der wirklich sehr interessant und informativ ist, nicht nur weil wir viele der Hauptdarsteller persönlich kennen. Ein, wirklich sehr empfehlenswerter Film, den man übrigens beim Bayerischen Fernsehen als DVD-Mitschnitt (40 Euro) kaufen kann.
2) 17.08.2009 (Schusterplatte,
Toblinger Knoten)
Nach dreimaligem
Fehlschlag musste heute bei prächtigem Wetter der Aufstieg auf
die Schusterplatte endlich klappen. Um 8.30 Uhr wanderten wir los
und waren gegen 10.30 Uhr alleine auf dem prächtigen
Aussichtsgipfel (2957m). Die Tour wird zwar für erfahrene
Bergwanderer empfohlen, aber man sollte sie trotzdem nicht zu
leicht nehmen. In der Mitte und gegen Ende des Aufstieges muss
man die Hände zu Hilfe nehmen (I-Stellen) und ein Helm wäre
wegen dem brüchigen Gestein auch nicht schlecht.
Die Besteigung gilt aus anspruchsvolle Bergtour in teils weglosem
Gelände, kurze Felspassagen I und leichter, Steigspuren vorhanden, normale
Wanderausrüstung. Charakter: Einsamkeit, verbunden mit außergewöhnlicher
landschaftlicher Schönheit.
Man sollte frühmorgens losgehen, damit man noch einigermaßen im Schatten aufsteigen kann, dann wenn die Sonne in das Kar brennt wird der Gipfelsturm zur Qual. Zuerst steigt das Gelände etwas an, dann geht es bergab ins Innichriedelkar und man hat wieder dieselbe Höhe wie zuvor auf der Dreizinnenhütte. Unter ständiger Begleitung von Kuhglockengebimmel gelangten wir in Serpentinen an die Stelle wo leichte Kletterei (I-Stelle) verlangt wird, anschließend gibt es wieder einen passablen Schuttsteig. Kurz vor der Altensteinerscharte führt der Weg nach links über ein Band in eine brüchige Rinne, auch hier ist etwas Kletterei, am Besten mit Helm, von Nöten (I-Stelle). Hier hatten wir, trotz Markierungen, einige Probleme mit der Wegfindung. Wenn man sich etwas links hält ist der Aufstieg wesentlich einfacher. Anschließend ging es über Gehgelände auf den breiten Bergrücken und auf den unspektakulären Gipfel, den lediglich mehrere Steinmänner und ein einfaches Holzkreuz zieren.
Wir waren alleine auf dem Gipfel
(Bild 2) und hatten eine großartige Aussicht über die zentralen Sextener-Dolomiten; weit unten im Tal der Parkplatz beim
Dolomitenhof. Konditionsstarke Bergwanderer manche diese Tour vom
Fischleintal bis zum Gipfel der Schusterplatte (5 Std. Aufstieg)
an einem Tag, Respekt!!!
Eine Stunde verbrachten wir allein am Gipfel, dann machten wir
uns an den Abstieg. Auf dem Rückweg begegneten uns einige
Aufsteiger, kurzatmig und verschwitzt. In 75 Minuten waren wir
wieder am Einstieg am Innichriedel und machten noch eine kleine
Zusatzrunde um den Toblinger Knoten.
Gegen 13.00 Uhr waren wir wieder zurück auf der
Dreizinnenhütte. Hier war die Hölle los, Heerscharen lagerten
in und um die Hütte. Angeblich stürmen an Spitzentagen bis zu 6.000
Personen die Hütte. Wie die Hüttenbetreiber dies
logistisch lösen ist mir ein Rätsel. Am Besten macht man
zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr einen großen Bogen um die
Dreizinnenhütte. Davor und danach ist es dort sehr gemütlich
und die Crew ist immer freundlich und hilfsbereit.
Selbst in unserem Zimmer hörte
sich der Geräuschpegel wie in einem übervollen Schwimmbad an.
Gegen 15.00 Uhr legten wir das Klettersteigset an und flohen in
Richtung Toblinger Knoten. In der Hütte Menschenschlangen vor
der Theke und den Toiletten; etwas abseits der Hütte Ruhe und
romantisches Kuhgebimmel.
Wir versuchten den Aufstieg über den Leiternsteig an der
Nord-Seite des Toblinger Knotens. Aber schon nach der ersten
extrem ausgesetzten Leiterkombination machten wir einen Rückzug.
Im Klettersteigführer wird diese Route als schwierig
beschrieben. Es führt ja noch eine leichtere Variante, der
Feldkurat-Hops-Steig der Normalweg, auf den Gipfel. Aber für
heute hatten wir genug. Wir hatten ja noch 2 Tage Zeit für den
Gipfelsturm und das Wetter sollte laut Vorhersage weiterhin so
super bleiben.
3) 18.08.2009 (Innerkofler-De
Luca Klettersteig (Paternkofel) - Schartenweg)
Siehe auch 2007. Obwohl ich diese Tour nun schon dreimal
gemacht habe, ist sie jedes Mal ein tolles Erlebnis. Zu Beginn der
lange Stollen aus dem 1. Weltkrieg und anschließend die luftige,
aber gut versicherte Kletterei (Bild 3) hoch zur Gamsscharte und zum Paterngipfel sind ein echter Genuss und der Schartenweg erinnert
an die Brenta. Am Ende des Schartenweges (Rampe) sollte man noch
etwas mit dem Ablegen des Klettersteigsets warten, es folgt noch
eine kurze Klettersteigpassage mit Leiter!!
Zwei Hinweise: Von der Gamsscharte hoch zum
Paternkofel gibt es schon seit langem einen versicherten Aufstieg
und jetzt auch einen neuen versicherten Abstieg.
Das ist super, denn früher gab es hier häufig Stau am
Klettersteig.
Die schwierigste Stelle der ganzen Tour ist meiner Ansicht nach
der Übergang von der Gamsscharte zum Schartenweg. Dieses kurze
Stück (ca. 5m) sollte unbedingt mit einem Drahtseil gesichert
werde. Der Weg ist an dieser Stelle ziemlich ausgesetzt, schmal
und durch Geröll sehr rutschig.
4) 19.08.2009 (Rund um die
Drei Zinnen, Toblinger Knoten)
Siehe auch 2006, 2007. Diese leichte Panoramawanderung um das berühmte
Felstriumvirat hat immer wieder ihre Reize, auch wenn es ab der
Auronzohütte nur so von Leuten wimmelt. An der Lavaredohütte
wurde ähnlich wie auf Autobahnraststätte für die Toilettenbenutzung
ein Drehkreuz mit Geldeinwurf eingerichtet.
Das schönste Wegstück ist zweifelsfrei frühmorgens die Strecke
von der Dreizinnenhütte zur Langen Alpe. Die Alm ist ab 9.30 Uhr
geöffnet und wenn man zeitig dran ist haben die Besitzer auch
noch etwas Zeit und Muse für ein interessantes Gespräch. Bis
Anfang September weiden hier auf der Hochalm 250 Stück Vieh,
dann geht es in einem abenteuerlichen Abtrieb das steile Rienztal
herab (siehe DVD) zur unteren Alm am Schluderbach. Auf der Langen Alpe sollte man
unbedingt Milch, Joghurt und den selbstgemachten Strudel kosten
und nebenbei kann man den Kletterern an den Drei Zinnen zuschauen. Man sollte nicht versäumen vom Paternsattel aus sich
über einen schmalen Schottersteig den imposanten Zinnenwänden zu nähern. Erst aus dieser Perspektive sieht man die
gewaltigen Dimensionen und Schwierigkeiten dieser Wände und wenn man Glück hat auch einige Kletterer.
Gegen 14.30 Uhr waren wir wieder zurück
auf der überfüllten Dreizinnenhütte. Wir holten das
Klettersteigset und machten uns gleich wieder auf den Weg zum
Toblinger Knoten. Diesmal nahmen wir die leichtere Variante und
standen bereits nach 30 Minuten auf dem schmalen Gipfel (2617m).
Diesen Klettersteig schätze ich etwas schwieriger ein als den Paternkofel. Für den Abstieg benötigten wir ebenfalls 30
Minuten.
Beim Sonnenuntergang gab es dann ein unvergessliches Sonnen-,
Nebel-, Drei Zinnen-Spektakel (Bild 1) und später noch als Zugabe einen
gigantischen Sternenhimmel.
5) 20.08.2009 (Dreizinnenhütte
- Talschlusshütte - Brenner - München - Niefern)
In zwei Stunden waren wir unten in der Talschlusshütte und
mussten noch etwas aufs Mittagessen warten, die Küche öffnet
erst ab 11.30 Uhr. Wir genehmigten uns zum Abschied noch Sextener
Käsnocken und ich ließ mir eine Portion für zuhause von der
freundlichen Bedienung einpacken.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz beobachten wir einen
Hubschraubereinsatz auf dem Weg zur Zsigmondy-Hütte, kurz
oberhalb der Talschlusshütte. Hier musste sich ein Unfall
ereignet haben.
Gegen 13.00 Uhr fuhren wir los, besuchten in Toblach die [Toblacher Käserei] und kauften kurz vor der Autobahn noch einige
Flaschen [Lagrein] ein. Wegen vieler Staus um München waren wir erst
gegen 21.00 Uhr daheim.
Fazit: Siehe auch 2007. Fünf Tage Sextener-Dolomiten satt, bei
Kaiserwetter, Bergwanderer was willst du mehr.
Die Sextener Dolomiten mit der Dreizinnenhütte sind und bleiben
meine absolute Lieblingsgegend. Trotz der vielen Hüttenbesucher
zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr kann ich Beide uneingeschränkt
empfehlen. Jeder Bergfan sollte einmal im Leben diese Gegend
besuchen. Keine Angst, ich betreibe hier keine Werbung für die
Dreizinnenhütte, das hat sie nicht nötig, alles was ich hier
schreibe ist meine persönliche Meinung nach vier Aufenthalten
mit Freunden im Rifugio Locatelli alle
Tre Cime.
Auf der Dreizinnenhütte hat man
einen einmaligen Logenplatz (Blick aus dem Fenster auf die Drei
Zinnen), super Tourenmöglichkeiten (leicht und schwer) mit
kurzen Zustiegen, das Essen ist vom Feinsten, die sanitären
Einrichtungen werden regelmäßig kontrolliert und sind trotz der
vielen Leute immer in einen guten Zustand. Das Wetter war jedes
Mal super, diesmal war es fast zu warm für lange Touren und das
Hefeweizen kostete erfreulicherweise wie vor zwei Jahren 0,5
Liter "nur" 4,80 Euro.
Danksagung an die Hüttencrew. Wie Ihr es
schafft bei diesem Durcheinander immer ruhig und freundlich zu
bleiben und den Überblick bewahren könnt ist mir ein Rätsel. Das Essen ist vorzüglich, wird immer schnell
serviert und auch spezielle Wünsche werden gerne erfüllt. Die Hüttenatmosphäre ist familiär und gemütlich,
Ihr seit unaufdringlich und habt nach dem täglichen Stress abends auch
noch die Muse Euch zu uns zu setzten um zu "schwätzen", das ist schon bemerkenswert!
Herzlichen Dank für die freundschaftliche Aufnahme und den
tollen Service auf der Dreizinnenhütte. Ich werde bestimmt bald wieder einmal das Rifugio
Locatelli alle Tre Cime besuchen, versprochen!
.
Links siehe:
Drei
Zinnen 1997
Drei Zinnen 2006
Drei
Zinnen 2007
Misurina 2008