Sextener
Dolomiten 08.09.- 12.09.2007
Alles super, ich komme
auch gerne ein viertes Mal!
Intro: Dieses Jahr wollten wir das erste Mal in
unserer Wanderära in die Schweiz fahren, ins Bergell, aber das
Wetter sowie persönliche Gründe machten uns, wie eigentlich
jedes Jahr, einen dicken Strich durch die Rechnung. Reinhard
konnte auch heuer nicht mitfahren, Lena war in Nepal, so disponierte ich kurzfristig um und nahm
meinen Sohn Daniel mit. Ich entschied mich wie 2006 für die Sextener Dolomiten und die
Dreizinnenhütte als Stützpunkt und ließ vorsichtshalber auf
der Rotwandwiesen- und der Dreizinnenhütte ein Zimmer
reservieren. Am Samstag den 08. September machten wir uns auf den
Weg ins Fischleintal, mein dritter Aufenthalt (1997, 2006) in den Sextener Dolomiten und auf der
Dreizinnenhütte.
1) 08.09.2007 (Niefern -
Fernpass - Brenner - Sexten - Fischleintal)
Nach fast 500 Kilometern
(Fernpass 300 km, Brenner 400 km) erreichten wir gegen 16.00 Uhr
den bewachten Parkplatz (3 Euro/Tag) im [Fischleintal] beim Dolomitenhof. Der Name Fischleintal stammt wahrscheinlich vom
rätischen "Fic" (Geröll, Mure, Lahn), hat also
überhaupt nichts mit Fisch zu tun!! Unterwegs war überraschend viel Verkehr, teilweise
Blockabfertigung im Leermoser-Tunnel. In Toblach besuchten wir
noch kurz die [Schaukäserei] und kauften etwas Käse fürs Vesper ein.
Gegen 16.30 Uhr schulterten wir unsere Rucksäcke und
marschierten auf dem Weg Nr. 124 zur Rotwandwiesenhütte. Hinter
dem Dolomitenhof ging es anfänglich recht steil auf vielen
Stufen durch den Hochwald, ehe das Gelände flacher wurde und wir
bereits nach einer knappen Stunde die freie Fläche der
Rotwandwiesen erreichten. Wir hatten angenehmes Wanderwetter,
sonnig aber nicht zu warm. Mein häufigster Gedanke unterwegs
war: hast du das Auto abgeschlossen?
Die [Rotwandwiesenhütte] (1942 m) ist eine private Hütte. Sie steht auf
einem sonnigen Plateau unterhalb der Rotwand ganz in der Nähe
der [Endstadion der Rotwandbahnen] die von Sexten-Moos heraufführt und so als
bequeme "Aufstiegsvariante" gewählt werden kann. Die
Hütte ist empfehlenswert, sauber und ordentlich und bietet auch
Gelegenheit zu einer warmen Dusche. Abends erfuhren wir von der
Wirtin, dass morgen der bekannte [Dreizinnenmarathon] (von Sexten über die Zsigmondyhütte zur
Dreizinnenhütte) stattfindet.
2) 09.09.2007 (Rotwandwiesenhütte
- Elferscharte - Alpinsteig - Zsigmondyhütte - Dreizinnenhütte)
Nach einem prima
Frühstücksbüffet machten wir uns gegen 8.30 Uhr, bei
herrlichem Wetter, auf den Weg zur Elferscharte. Schon kurz nach
der Hütte mussten wir uns leichter anziehen, die Sonne heizte
schon ordentlich ein. Wir hatte einen tollen Blick hinunter auf
Sexten ins Pustertal, auf den Parkplatz (Auto abgeschlossen??)
und hörten die Durchsagen vom Marathon bis zu uns herauf.
Der Weg-Nr. 124 (Gamssteig) ist nicht gut ausgeschildert, man muss
aufpassen, dass man nicht falsch läuft (immer rechts halten,
nicht hinauf zur Sentinellascharte!). In Serpentinen ging es über ein großes
Geröllfeld hoch zur Elferscharte. Die letzten 100 Höhenmeter
sind weglos und beschwerlich, nicht gefährlich aber sehr
mühsam. Wir waren froh als wir nach fast 2,5 Stunden endlich die
Elferscharte (2630 m) erreichten.
Hier machten wir eine kurze Verschnaufpause und legten das
Klettesteigset an. Von der Scharte aus hatte wir einen tollen
Blick auf die Dreizinnenhütte gegenüber, auf den Zwölferkogel
(3094 m) und auf die Zsigmondy-Comici-Hütte. Ab der Elferscharte
verläuft der Weg-Nr. 101 nun immer leicht bergab bis zum [Salvezza-Band]. Was jetzt folgte erinnerte mich stark an
unsere Tour in der Brenta. Der [Alpini-Klettersteig] [Strada degli alpini]verläuft fast
eben auf einem teilweise durch Sprengungen verbreiterten
Felsband (Bild). Mit spektakulären Tiefblicken und einer grandiosen
Landschaft wird der schwindelfreie "Wanderer" nach der
Schinderei hoch zur Elferscharte mehr als entschädigt. Die ganze
Strecke ist mit einem Stahlseil durchgehend versichert und wenn
der Weg schnee- und eisfrei ist, ist der [Alpini-Weg] auch von jedem schwindelfreien Bergwanderer ohne
Probleme zu begehen. Dieser Übergang
ist einer der Glanzpunkte der Sextener Dolomiten. Im ersten
Weltkrieg von der italienischen Gebirgstruppe, den Alpini, gebaut
und später für den touristischen Gebrauch verbessert, sollte
man sich nicht von dem harmlos klingenden Namen täuschen lassen.
Den Alpinisteig würde ich nur
bedingt als Klettersteig einstufen, aber Schwindelfreiheit
und zur eigenen Sicherheit das Klettersteigset
sind ein absolutes Muss!!
Wir trafen optimale Bedingungen an, sodass wir diesen einmaligen
Steig in vollen Zügen genießen konnten. Leider ist das Felsband
nur sehr kurz und nach ca. 20 Minuten ereicht man bereits wieder
normales Gehgelände.
Ein kurzer Anstieg brachte uns zum Giralbajoch
(2431m), anschließend folgte der gemütlich Abstieg zur [Zsigmondy-Hütte], die
schon von weitem sichtbar war, 3 Stunden ab der Elferscharte.
Jetzt waren wir schon über 5 Stunden mit schwerem Gepäck
unterwegs und hatten eigentlich genug vom Wandern, aber wir
mussten noch 300 Höhenmeter zur Büllelejochhütte überwinden
und anschließend noch weiter zur Dreizinnenhütte, wo wir
vorbestellt hatten, deshalb tranken wir auf der Zsigmondyhütte
nur schnell eine Apfelschorle.
Der Aufstieg zur kleinen Büllelejochhütte ist nicht sehr steil,
aber er zieht sich. Ob das Auto abgeschlossen war, war mir jetzt
vollkommen egal! Unterwegs kamen uns viele Leute in
Sportklamotten entgegen, Dreizinnenmarathonläufer und am
Wegesrand waren für die Läufer Kilometerangaben angebracht. Wie
man auf Bergpfaden in Joggingschuhe "Marathon" laufen
kann, ist mir schleierhaft. Nach einer Stunde erreichten wir
Kilometer 14, kurz vor der Büllelejochhütte und liefen gleich
weiter, fast eben zur Dreizinnenhütte (Kilometer 17,5),
gemütlich in 2 Stunden ab Zsigmondyhütte.
Nach einer kurzen Rast an den wunderschönen Bödenseen, wo wir
unsere heißgelaufenen Füße kühlten, bezogen wir gegen 17.00
Uhr unser Zimmer auf der Dreizinnenhütte. Ein anstrengender aber
lohnender Wandertag ging für uns zu Ende.
Vor dem Essen wusch ich mir noch schnell meine Haare im Waschraum
mit eiskaltem Wasser, brrrr!! Beim Abendessen saßen wir bei
Teilnehmern des [Dreizinnenmarathon], die auf der Dreizinnenhütte
übernachteten. Sie erzählten uns, dass heute über 900 Läufer
unterwegs waren und, dass die Schnellsten für die 17,5 km lange
Strecke weniger als 90 Minuten benötigt hatten.
Ein Zimmer auf einer Hütte ist einfach genial, man hat seine
Ruhe, genügend Platz und kann unbesorgt seine Ausrüstung
zurücklassen, während man auf Tour ist.
3) 10.09.2007 (Innerkofler-De
Luca Klettersteig (Paternkofel) - Schartenweg)
Nach einer ruhigen,
erholsamen Nacht und einem teuren aber spartanischen Frühstück
(zum Glück hatten wir noch unseren Käse, einige Bifis und löslichen Kaffee
dabei) legten wir unser Klettesteigset an und machten uns mit
leichtem Gepäck und Taschenlampe bewaffnet auf den Weg zum
Einstieg in den [Innerkofler-De Luca Klettersteig].
Schon allein der ca. 600 m lange Stollen bis zum Einstieg in den
Klettersteig ist ein tolles Erlebnis. Der stellenweise
stockdunkle Tunnel (Helm und Taschenlampe) ist
ein Überbleibsel aus dem 1. Weltkrieg [Krieg
in den Dolomiten]
den die Österreicher
in den [Paternkofel] getrieben haben, weil der Berg ein
strategisch äußerst wichtiger Punkt war. Aus mehreren
Stollenfenstern hat man fantastischen Ausblicke auf die Drei
Zinnen und auf die Dreizinnenhütte. Der Klettersteig hoch zur
Gamsscharte (Bild) ist gut versichert und auch nicht schwer, aber man
sollte trotzdem vorsichtig sein und sich immer am Drahtseil
sicher. Gestern (09.09.2007) nahm eine Klettersteigtour auf den Paternkofel für Vater und Sohn ein tragisches Ende. Vermutlich
rutschte einer der Kletterer aus und riss seinen Partner mit in
die Tiefe. Beide hatten sich nicht am Stahlseil eingehängt und
stürzten rund 100 Meter in den Tod.
Bereits nach 1 1/2 Stunden standen wir in der Gamsscharte und
gleich ging's weiter ohne Pause hoch zum Gipfel. Dieses kurze
Klettersteigstück ist etwas anspruchsvoller als der längere
Klettersteig hoch zur Gamsscharte. Nach dem Ausstieg kommt nur
noch Gehgelände, man orientiert sich am besten an den
Steinmännern. Zuerst quert man fast eben auf einem Band etwas
nach links, dann wieder rechts schräg nach oben, bis fast auf
Höhe des Klettersteiges, kommt in eine kurze Rampe
(leichte Kletterei) und danach ist es nicht mehr weit bis zum
Gipfel, ab der Gamsscharte keine 20 Minuten. Vom Gipfel des
Paternkofels hatten wir eine tolle Sicht auf die umliegenden
Gipfel und auf einen Teil des Schartenweges.
Der Abstieg war etwas langwieriger als geplant, da wir am kurzen
Klettersteig extremen Gegenverkehr hatten. Ab der Gamsscharte
nahmen wir den [Schartenweg] (schmaler Simsenweg) entlang der Bodenknoten zur
Büllelejochhütte. Dieser Weg wird nicht expliziert als
Klettersteig ausgewiesen, ist aber meiner Meinung nach
schwieriger und ausgesetzter als der Innerkofler-De Luca
Klettersteig. An allen schwierigen Passagen befinden sich
Stahlseile, die man auch benutzen sollte. Landschaftlich einmalig
und eine abenteuerliche Wegführung machen diesen Weg zu einem
großartigen Erlebnis. Am Ende des Klettersteiges sollte man sein
Klettersteigset noch nicht ablegen, denn nach einer kurzen Stecke
auf einfachem Gehgelände folgt noch ein kurzes aber rasantes
Klettersteigstück mit einer Leiter.
Danach kann man das Klettersteigset endgültig einpacken und
gemächlichen Schrittes zur Büllelejochhütte wandern. Unterwegs
findet man noch viele Überbleibsel aus dem 1. Weltkrieg (z.B.
ein verfallenes, gemauertes Haus) und Murmeltiere pfeifen um die
Wette. Nach einer tollen und erlebnisreichen Tour erreichten wir
gemütlich nach 5 Stunden, ab der Dreizinnenhütte, die kleine
Büllelejochhütte. Von hier aus dann fast eben wie gestern
gemächlich in einer knappen Stunde zur Dreizinnenhütte.
Da wir noch recht früh dran waren nutzten wir die Gunst der
Stunde und duschten warm für 5 Euro, jeder, aber es war einfach
nur toll! Anschließend aßen wir einen leckeren Apfelstrudel und
wunderten uns, warum so viele Bundeswehrler auf der Hütte waren,
anscheinend machen sie jedes Jahr auf Steuerzahlerkosten auf der
Dreizinnenhütte eine "gebirgshistorische Exkursion".
Die Internationalität der Dreizinnenhütte zeigte sich beim
Abendessen, es gibt sogar eine chinesische oder
japanische Speisekarte!! Gegen Abend schlug das Wetter um und
viele Wolken zogen am Horizont auf.
4) 11.09.2007 (Rund um die
Drei Zinnen, anstatt Schusterplatte)
Nachts pfiff der Wind um die Hütte und rüttelte an den
Fensterläden. Das Wetter hatte wie befürchtet umgeschlagen,
fast keine Sicht, Wolkenfetzen fegten um die Berge und ab und zu
ein kurzer, kräftiger Schneeschauer, dazwischen vereinzelt ein
paar Sonnenstrahlen, aber kalt und windig.
Wir mussten unseren heutigen Wanderplan kurzfristig umstellen,
wieder nichts mit der [Schusterplatte], mein dritter Anlauf!! Als Alternative bot sich die
Tour rund um die Drei Zinnen an (3 Zinnen 2006). Ich hoffe nur, dass ich irgendwann einmal auf dem
Gipfel der Schusterplatte stehen werde.
Wir liefen dick eingepackt an der Lange Alpe vorbei (leider schon
geschlossen) und über die Forcora di Mezzo in Richtung [Auronzohütte]. Auf dem Sattel blies ein kräftiger eisiger Wind.
Das Wechselspiel zwischen Sonne und Wolken war beeindruckend. Das
Wetter besserte sich, mehr Sonne, weniger Wolken, aber weiterhin
ein kalter Wind. Wieder überraschte mich wie unspektakulär, ja
geradezu langweilig sich die Rückseite der Drei Zinnen
präsentiert. In Richtung Paternsattel, trotz des ungemütlichen
Wetters, Menschenmassen die einen Blick auf die Drei Zinnen
Schokoladenseite (Bild) werfen wollten. Im [Rifugio Lavaredo] machten wir
Mittagspause und wärmten uns an einer warmen Mahlzeit auf.
Abgezockt, acht Euro für eine Knödelsuppe!
Als Rückweg zur Dreizinnenhütte nahmen wir diesmal die kürzere
Variante über den [Paternsattel]. Wir hatten jetzt eine gigantische, klare
Fernsicht, wäre ein absoluter Traumtag für die Schusterplatte
gewesen. Immer wieder blieben wir stehen und machten Fotos oder
kurze Videos. Bereits gegen 14.30 Uhr waren wir zurück auf der
Dreizinnenhütte und beschlossen das Klettersteigset anzulegen
und dem [Toblinger Knoten] einen
Besuch abzustatten. Hinter der kleinen Kirche verläuft der
schmale Steig, vorbei am Sextener Stein, hoch zum Toblinger
Knoten.
Anfänglich irrten wir planlos in der Gegend herum und suchten
den Einstieg. Man muss den Toblinger Knoten von hinten umrunden
und kommt dann zum Einstieg in den schwierigeren
"Leiterweg". Ein kurzes Stück davon entfernt befindet
sich der Ausstieg des leichteren Steigs, den man normalerweise
für den Abstieg nimmt. Bereits 1997 habe ich die Überschreitung
des Toblinger Knotens anhand der zwei Klettersteige gemacht, aber
heute keine rechte Erinnerung mehr. Der Klettersteig wird als
schwierig eingestuft und bereits der Einstieg hat es in sich! Wir
versuchten es, doch bald verließ uns der Mut und wir gaben wegen
den Schwierigkeiten und der Kälte (Klettersteig befindet sich
auf der Schattenseite) zu schnell auf. Im Nachhinein ärgert es
mich gewaltig, dass wir nicht eingestiegen sind, ein Tag der
verpassten Gelegenheiten, erst die Schusterplatte dann der
Toblinger Knoten und morgen geht es nach Hause. Zwei Gründe
unbedingt wiederzukommen!
Während ich mich auf den Rückweg zur Hütte machte und mir
einen Apfelstrudel gönnte, inspizierte Daniel einen Stollen am
Toblinger Knoten aus dem 1. Weltkrieg.
5) 12.09.2007 (Dreizinnenhütte
- Talschlusshütte - Brenner - Fernpass - Niefern)
Nach dem gewohnt einfachen Frühstück machten wir uns bei
herrlichem Wanderwetter gegen 8.30 Uhr auf den Weg zum Parkplatz
im Fischleintal. Die ersten Leute kamen uns nach einer Stunde
entgegen, kurz darauf die ersten größeren Pulks. Die
Dreizinnenhütte hat schon eine tolle Lage und wird deshalb auch
gerne von Tagesgästen besucht, was die Kasse des Wirtes mächtig
klingeln lässt. Nach zwei Stunden waren wir am Auto, es war
abgeschlossen, bezahlten erfreulicherweise nur für vier Tage
(12 Euro) und machten uns gleich auf den Heimweg. In Moos kauften
wir beim Spar-Laden noch einige Mitbringsel ein (Preisel- und
Heidelbeermarmelade, Wein, Brot usw.) und in der [Schaukäserei] in Toblach versorgten wir uns mit "etwas"
Käse. Gegen 12.00 Uhr kam der Hunger und so aßen wir beim Pizza
Hans in Toblach, gleich neben der Käserei, noch eine
ausgezeichnete Pizza, ehe es endgültig Richtung Brenner ging.
So schnell und problemlos wie an diesem Mittwochmittag fuhr ich
noch nie über den Fernpass und gegen 19.00 Uhr waren wir bereits
daheim.
Fazit: super Gegend, super Tourenmöglichkeiten, super Hütte aber auch super überlaufen, super Essen und superteures Hefeweizen (0,5 Liter 4,80 Euro!!), die Maß auf dem Oktoberfest ist dagegen ein Schnäppchen. Trotz allem werde ich wiederkommen, es gibt noch einiges zu erledigen!
Drei
Zinnen 1997
Drei Zinnen 2006
Drei Zinnen 2009
[Paternkofel,
Paternkofel-Überschreitung] (PDF-Datei)
Alpini-Weg] Klettersteige
Dolomiten
[Bilder Sextener Dolomiten]