Dreizinnenhütte
30.08.- 02.09.2006
Sextener Dolomiten,
Lenas erste richte Bergtour!
Intro: Eigentlich wollten wir in diesem Jahr den
ersten Abschnitt (von München nach Innsbruck) des
Fernwanderweges München-Venedig angehen. Wir hatten schon für
die ersten vier Etappen die Übernachtungen vorgebucht, doch
leider machte uns das extrem schlechte Wetter im August einen
dicken Strich durch die Rechnung. Wir planten kurzfristig um und
wollten als Ersatz ein paar Tage im Allgäu wandern, aber auch
daraus wurde nichts. Anschließend war Reinhard im Geschäft
unabkömmlich. So fuhr ich dann zusammen mit Lena Ende August,
als sich das Wetter in Südtirol wieder stabilisiert hatte, ins
Pustertal nach [Sexten] mit dem Ziel Dreizinnenhütte. Ich kenne
die Gegend von 1997 als
ich hier mit der DAV-Sektion Pforzheim war und konnte mir deshalb
gut vorstellen, dass dieses Gebiet ein guter Einstieg für Lenas
erste richtige Bergtour ist.
Zwei Tage vor unsere Tour riefen wir vorsorglich auf der
Dreizinnenhütte an und erhielten Quartier für 3 Nächte.
Eigentlich wollten wir 4 Nächte bleiben und ich dachte mir, wenn
wir auf der Hütte sind wird sich das schon regeln, aber dem war
nicht so!!!
1) 30.08.2006 (Niefern -
München - Brenner - Brixen - Sexten)
Abfahrt in Niefern um 7.00 Uhr.
Unterwegs sehr starker Regen bis Innsbruck und
Probleme mit dem Bremslicht. In München tauschten wir in einer
Kfz-Werkstatt die falsche Bremsleuchte aus, dann war wieder alles
in Ordnung. Ab dem [Brenner] (7,5°C) wurde das Wetter besser, die Sonne schien
und in Brixen im [Pustertal] hatten
wir bereits 16°C. Gegen 14.30 Uhr waren wir in [Sexten] und kurz
darauf erreichten wir nach 550 km den bewachten Parkplatz beim
Hotel Dolomitenhof im [Fischleintal] (Abzweigung in Sexten/Moos). Um 15.00 Uhr machten
wir uns bei Sonnenschein auf den Weg zur [Dreizinnenhütte] (Rifugio
Locatelli alle Tre Cime di Lavaredo). Schon von weitem konnten wir den
gewaltigen Talschuss des Fischleintals
bewundern, die weltbekannte Sextener Sonnenuhr. Die Gipfel von Neuner-, Zehner-,
Elfer-, Zwölfer- und Einserkofel wurden in früheren Zeiten als Anhaltspunkte für
die Zeiteinteilung benutzt. Wen's interessiert: So funktioniert die größte steinerne
[Berg-Sonnenuhr].
Schon nach 20 Minuten erreichten wir die [Talschlusshütte], wo man seit einiger Zeit auch
übernachten kann. Jetzt folgte der anstrengende Aufstieg auf dem
Weg Nr. 102 durch das wildschöne
Altensteintal am Fuß der Einserkofel- Nordwand südwestlich
hinauf zu den zwei oberen Bödenseen und weiter zur großen
Dreizinnenhütte am Toblinger Riedel (2405 m;
Sommerbewirtschaftung); ab Fischleinboden 3 Std.
Höhenunterschied 950m.
Unterwegs bewölkte sich der Himmel, es wurde sehr windig und
kalt und es schneite sogar leicht. Kurz nach 18.00 Uhr erreichten
wir trocken das Rifugio Locatelli und bezogen zwei Betten im
vorbestellten Zimmer.
Nach einem sehr schmackhaften Pasta-Abendessen gingen wir bereits
um 20.00 Uhr todmüde ins Bett. Wir teilten uns das Zimmer mit
einem englischen Ehepaar. Lange war es sehr laut im Treppenhaus,
ein große Jugendgruppe befand sich auf der Hütte, aber gegen
22.00 Uhr war es dann überraschend ruhig geworden.
2) 31.08.2006 ("Rund"
um die Dreizinnenhütte)
Das englische Ehepaar war vor uns
wach und packte schon die Ausrüstung zusammen, als wir aus den
Schlafsäcken krochen. Sie bereiteten sogar das Frühstück auf
dem Zimmer zu. Ihren Frühstückskaffee rührten sie bereits am
Abend mit kalten Wasser an und dann ab damit in den Schlafsack.
Lauwarmer Kaffee nach feiner englischer Art!!
Apropos Kaffee, eine gute Idee die wir auf der Dreizinnenhütte
kennen lernten. Man nimmt Instant-Kaffee mit auf die Hütte und
bestellt sich morgens Teewasser, da freut sich der
Pseudoschwabe!!
Nach dem Frühstück fragte ich den Hüttenwirt ob es möglich
sei eine weiter Nacht, also von Samstag auf Sonntag, Unterkunft
auf der Dreizinnenhütte zu bekommen. Er meinte die Zimmer seien
zwar alle belegt aber im Lager wäre noch was frei, Glück
gehabt! Gegen 8.15 Uhr brachen wir mit leichtem Gepäck zur [Schusterplatte] auf, laut Führer sehr
lohnenswert, es wird aber Trittsicherheit empfohlen. Das Wetter
war super, tiefblauer Himmel, angenehme Temperatur und es wehte
ein leichter Wind. 2/3 des Aufstieges schafften wir problemlos,
dann mussten wir leider umkehren, der Weg wurde Lena zu
gefährlich. Wahrscheinlich war diese Tour für den ersten Tag
einfach zuviel für Lena, die Drei Zinnen-Runde wäre sicher der
bessere Alternative gewesen. Meine Schuld!!
Anschließend umrundeten wir den [Toblinger Knoten] und schauten uns die Reste der
Stellungen aus dem 1. Weltkrieg an. Eine bedrückende Stimmung
kam auf. Es ist für uns nicht vorstellbar was die Soldaten in
diesem brutalen und zermürbenden Stellungskrieg [Dolomitenkrieg] erdulden mussten. Um 15.00 Uhr
gönnten wir uns auf der überfüllten Terrasse der
Dreizinnenhütte einen leckeren Apfelstrudel. Zitat eines
Tagesgastes: "....um 16.30 Uhr sind wir wieder unten, dann
machen wir Wellness!".
Den Rest des Tages verbrachten wir mit "Wellness"
(Füße waschen) an den romantischen Bödenseen. Ein paar Meter
weg von der Haupttouri-Route Paternsattel - Dreizinnenhütte und
schon ist man alleine.
Abends lernte ich im Waschraum beim Haarewaschen mit eiskaltem
Wasser den Vizeeuropameister über 10.000m der Altersgruppe über
70 Jahre kennen. Die Pasta war wieder super und nach den
hervorragenden Spagetti alio e olio brauchten wir keine Angst
mehr vor Vampiren zu haben, Knobi in Massen.
Nach dem Essen spielten wir mehrere Runden Skippo und Kniffel.
Ehe wir gegen 21.30 Uhr unsere Schlafsäcke aufsuchten ging ich
mehrmals nach draußen und machte stimmungsvolle
Drei-Zinnenbilder. Zwei nette Amerikanerinnen hatten sich
bei uns einquartiert.
3) 01.09.2006 (Rund um die
Drei Zinnen)
Als wir uns um 8.15 Uhr zur [Drei Zinnen Umrundung] aufmachten hatten wir wieder ideales Wanderwetter.
Nach 1 1/2 Stunden erreichten wir auf dem bequemen Weg Nr. 105
die fantastisch gelegene Lange Alpe (Lange Alm, keine Nächtigung!). An diesem herrlichen Platz
machten wir selbstverständlich eine Rast und genossen unterhalb
der gewaltigen Felswänden der [Drei Zinnen] inmitten von Kuhgebimmel, hausgemachten Joghurt,
frische sahnige Milch und leckeren Apfelstrudel.
Je näher wir der Auronzohütte kamen, desto mehr Leute kamen uns
entgegen. Die Rückseite der Drei-Zinnen ist sehr enttäuschend
und unspektakulär, ja sogar langweilig und unscheinbar. Schön
war der Ausblick hinunter zum Misurina-See und auf die zackige
Cardin-Gruppe. Der Weiterweg vom Parkplatz bei der Auronzohütte
bis zur Lavaredohütte bzw. bis zum Paternsattel (2457m)
ist eine Autobahn des Massentourismus. Mit Kind und Kegel, samt
Kinderwagen und Schoßhund machen sich die Leute auf der Weg zum
Paternsattel um von dort aus einen Blick auf die Drei-Zinnen
werfen zu können und um zu fotografieren. Die körperlich fitten
laufen noch etwas weiter zur Dreizinnenhütte, oder machen sogar
die gesamte Umrundung. Von der "Rennstrecke" aus sieht
man hinunter nach Auronzo di Cadore und zum Lago di S. Caterina,
oder man kann die vielen Kletterteams an der Kleinen- und an der
Kleinsten Zinne beobachten.
Etwas abseits der überfüllten Lavaredohütte (2344m) machten
wir unsere Mittagsrast und aßen einige Bifis und Schokolade. Auf
dem Weg Nr. 104 in Richtung Büllelejochhütte waren wir fast
wieder alleine unterwegs. Nach dem Abstieg auf breitem Weg zum
Lago di Cengia folgte ein angenehmer Aufstieg hoch zur kleinen
Büllelejochhütte (2522m). Die Hütte befindet sich einige
Gehminuten entfernt vom Büllelejoch in Richtung Zsigmondy-Hütte
und wir erreichten sie nach 1 1/2 Stunden ab der Lavaredohütte
gegen 14.00 Uhr. Auf der sehr gut besuchten Büllelejochhütte
machten wir eine größere Pause und füllten unseren gesunkenen
Flüssigkeitspegel mit Apfelschorle wieder auf.
Nach einem kurzen aber giftigen Abstieg ging es fast eben in nur
45 Minuten über ein langes Geröllfeld zurück zur
Dreizinnenhütte. Der Kreis hatte sich geschlossen, die Drei
Zinnenumrundung ist eine prächtige und vollkommen ungefährlich
Tour!
Es war noch früh am Mittag und es waren noch sehr viele
Tagesgäste auf der Hütte und so beschlossen wir wie
gestern Wellness an den Bödenseen zu machen.
Abends aßen wir wieder Pasta, spielten Skipo und Kniffel und ich
schoss nochmals tolle Aufnahmen von den Drei Zinnen, diesmal
sogar mit dem Mond. Gegen 21.00 Uhr kamen noch Wanderer und
suchten Unterkunft auf der Dreizinnenhütte. Sie mussten aber vom
Hüttenwirt wegen Überfüllung abgewiesen werden. Die Armen
mussten mitten in der Nacht noch weiter bis zur Auronzohütte
marschieren.
Unser Tischnachbar erzählte uns er hätte schon mal im
Schuhraum übernachten müssen, aber abgewiesen wäre er noch nie
geworden!
4) 02.09.2006 (Abstieg und
Heimfahrt (Sexten - Brenner - Fernpass - Niefern)
Beim Frühstück erfuhren wir, dass
wir schon heute absteigen müssen. Der Hüttenwirt hatte uns
vergessen. Alles belegt, auch in den umliegenden Hütten, also
kein Chance auf Unterkunft!!
Aber ohne die Erkundung des Stollenweges [Paternkofel] wollten wir nicht gehen. Mit leichtem Gepäck und
mit Klettersteigset, Helm und Taschenlampe bewaffnet machten wir
uns kurz nach 8.00 Uhr auf den Weg zum [Paternkofel] (Innerkofler-De Luca-Steig). Bereits nach kurzer
Zeit kamen wir in den 600 m langen Stollen. Teilweise über
steile Holztreppen, gefolgt von ebenen Passagen mit tollen
Ausblicken aus mehreren Stollenfenstern gelangte wir bis zum
Einstieg in den Klettersteig hoch zur Gamsscharte. Hier drehten
wir wieder um, Lena wollte sich nicht am Klettersteig versuchen.
Um 10.00 Uhr nahmen wir dann endgültig Abschied von der
Dreizinnenhütte und machten uns bei herrlichem Wetter an den
Abstieg durch das Altensteintal zur Talschlusshütte, die wir um
12.30 Uhr erreichten. Unterwegs kamen uns sehr viele Wandere
entgegen, manche waren schon fix und fertig, obwohl sie erst 1
Stunde unterwegs waren. Wir fragten uns wie wir den Aufstieg vor
4 Tagen so relativ problemlos geschafft hatten.
In der Talschlusshütte aßen wir zu Mittag und um 14.00 Uhr
fuhren wir am Parkplatz beim Dolomitenhof ab. Wir kauften noch
Käse, Butter und Joghurt in der [Schaukäserei Toblach] ein
und fuhren dann bei mäßigem Verkehr über den Brennen und
entschieden uns dann für den Fernpass. In Richtung Süden war
der Verkehr so stark, dass man das Leermoser Tunnel nur in
Blockabfertigung passieren durfte.
In der [Bergkäserei Weizen] im
Allgäu kauften wir noch einmal Käse ein und nach 500 km waren
wir gegen 20.00 Uhr wieder daheim.
Fazit: Die [Dreizinnenhütte] gehört mit zu den schönstgelegenen und daher
meistbesuchten Schutzhütten der Dolomiten. Die von der
Alpenvereinssektion Hochpustertal 1883 erbaute erste
Dreizinnenhütte, der dann um 1935 das heutige Haus folgte, war
denn auch die erste Schutzhütte, die in den Dolomiten errichtet
wurde. Sie ist ein Wanderziel der Superlative! Trotz der
Massenabfertigung auf der Dreizinnenhütte ist das Essen (Pasta]
super gut und die Quantität reichlich, ein Lob an die
ausgezeichnete Küche!!
Auf der Hütte wird
man freundlich aber distanziert behandelt und leider fehlt es an
der richtigen Hüttenatmosphäre. Aber dies nimmt man gerne in
Kauf. Obwohl häufig überfüllt ist die Dreizinnenhütte, in
prächtiger Lage gegenüber den Drei Zinnen, ein optimaler
Stützpunkt in den Sextener Dolomiten. In unmittelbarer Umgebung
des Rifugio Locatelli (Rifugio = Zuflucht) gibt es viele
lohnenswerte Tagestouren und man erspart sich dadurch das
beschwerliche Rucksacktragen.
Etwa abseits der Hauptrouten findet man problemlos auch
ruhige und einsame Wandertouren. Wer den Tagesgästerummel
vermeiden will, der sollte nicht vor 16.00 Uhr, besser noch 17.00
Uhr, auf der Dreizinnenhütte sein!
[Sextener Dolomiten]
[Schutzhütten] (Verzeichnis, Telefon, Email,
Homepage, Öffnungszeiten)
[Webcams] (Hochpustertal, Drei Zinnen, Sexten,
Fischleintal usw.)
Drei Zinnen 1997
Drei Zinnen 2007
Drei Zinnen 2009