Mein persönliches
Fazit unserer 34-tägigen Nepalreise:
Die
Annapurnaumrundung ist ein großartiges Erlebnis. Die Landschaft ist fantastisch,
die Kultur für uns fremd, aber doch sehr interessant und faszinierend. Man lebt eng
mit den Einheimischen zusammen. Die Nepali sind gegenüber Fremden sehr
aufgeschlossen, überaus gastfreundlich und hilfsbereit. Wir hatten nie
Schwierigkeiten mit Kriminalität oder den maoistischen Rebellen.
Eigentlich wollte ich zuerst die Umrundung ohne
Guide und Träger machen. Mein Freund Reinhard hatte aber darauf bestanden, wenigstens einen
Porter/Guide mitzunehmen, der einen Teil seines Gepäckes übernimmt. Im
Nachhinein muss ich zugeben, dass die Entscheidung richtig war. Mit Purna
unserem tüchtigen Porter/Guide fühlten wir uns sicher, er kannte die guten
Lodges, wir hatten durch ihn besseren Kontakt zu den Einheimischen, er handelte
und organisierte für uns und wir lernten von ihm viel über Nepal und seine
Einwohner. Im Gegenzug konnten wir ihm in der schwierigen wirtschaftlichen Zeit in der sich Nepal im Augenblick befindet wenigstens für 3 Wochen Arbeit
geben und ihn finanziell unterstützen. Auf mehr als eine oder zwei
Trekkingtouren im Jahr kommt Purna zur Zeit nicht, die maoistischen
Rebellen machen den ganzen Tourismus kaputt.
Wir waren sehr überrascht über die sauberen Lodges, das
gute, abwechslungsreiche Essen und dass wir fast jeden Tag warm duschen konnten.
Mit 700-800 NPR (10$) am Tag kann man auf der Trekkingtour gut leben und sich
damit ab und zu sogar noch ein "teures" Bierchen (170 NPR) leisten. In der Stadt reichen
15-20 $, je nach Ansprüche. Wegen der zur Zeit unsicheren politischen
Situation waren nur sehr wenige Trekker unterwegs. Wir hatten deshalb nie
Probleme mit überfüllten Lodges, selbst auf dem Thorung High Camp gab es noch
genügend freie Schlafplätze.
Für diese anstrengende Trekkingtour sollte man sich
daheim konditionell gut vorbereiten, sei es mit Jogging, Radfahren oder Walking.
Je trainierter man ist, desto mehr kann man diese Rundwanderung genießen. Natürlich kann es auch vorkommen, dass das Wetter nicht
mitspielt und man sich eine Grippe oder eine Durchfallerkrankung einfängt. Deshalb
sollte man genügend Zeit einkalkulieren, um einen gewissen Spielraum zu haben.
Einen angenehmen Nebeneffekt hat eine solch strapaziöse Trekkingtour, man nimmt
ohne zu hungern locker 5-10 kg ab.
Natürlich kommt man als Europäer auch mit Dingen in Berührung, die einen noch lange beschäftigen, sei es die große Armut, der geringe Verdienst, die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, der Dreck und die Korruption. Als ich wieder daheim war, war ich wegen den zuvor aufgeführten Punkten skeptisch, ob ich eine solche Reise überhaupt noch einmal unternehmen würde. Aber in der Zwischenzeit hat sich in mir der Nepalvirus ausgebreitet und ich denke es dauert nicht mehr lange bis ich dieses fantastische Land ein weiteres Mal besuche. Die Reise war wie ein Traum, total unrealistisch, ich habe viel zuwenig davon mitbekommen. Diese Erfahrung, zuerst die Ablehnung und dann mit etwas Abstand die Begeisterung, haben außer mir schon viele andere gemacht!
September 2003